Hofkirchener Lehrer


Hermann Feifel war in Hofkirchen
Lehrer an der Hofkirchener Volksschule ab 1946


Hermann Feifel in seinem Garten in Buchloe bei einem Besuch von Hildegard Melcher-Heil

Zum ehemaligen Hofkirchener Lehrer Hermann Feifel hatte Hildegard Melcher-Heil (ehem. Poschenhof) über viele Jahre den Kontakt aufrecht erhalten. Zuletzt hatte sie ihn im Herbst 2012 in Buchloe besucht. Die Gespräche, die beide miteinander geführt haben, hat die ehemalige Bachlerin Hilde Heil zusammengefasst und niedergeschrieben.

Lehrer Hermann Feifel erzählt:

Hermann Feifel, geb. am 30. August 1916 in Schwäb.Gmünd / Bettringen, war auf dem elterlichen Bauernhof mit 8 Geschwistern aufgewachsen. Nach Volksschule, Gymnasium, Abitur wurde er mitten im Studium an der Uni Tübingen am 1. Dez. 1939 zum Kriegsdienst eingezogen. Er kam in Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juni 1945 überraschend entlassen wurde: Im Entlassungslager Babenhausen (Südhessen) fuhr ein Ami-LKW vor. Etwa 20 Mann durften aufsteigen und ab ging es in Richtung Süden. Auf freier Strecke stoppte der Wagen und  der Ami rief: „Aussteigen!.....Go home!“ Nach kurzer Zeit schlug  sich Hermann Feifel von zu Hause mit dem Fahrrad nach Regensburg durch, wo Freundin Lilli wohnte, die er noch im selben Jahr heiratete.

Im September 1945 wurden in Bayern bereits die Schulen wieder aufgemacht (in anderen Ländern, z. B. Württemberg, erst 1946). Hermann Feifel wurde als Lehrer in Volks- und  Berufsschulen in Regensburg eingesetzt. Da es jahrelang keine Berufsschulen mehr gab, hatte er Schüler mit großem Altersunterschied, die teilweise in Geist und Umgang verwahrlost waren.  Da die Ernährungssituation in Regensburg katastrophal war, bemühte er sich, eine Stelle auf dem Land zu bekommen.

Lehrer an der Schule in Hofkirchen: Im Sommer 1945 wurde eine evangelische Lehrerin von Mallersdorf an die Schule in Hofkirchen abgeordnet. Sie musste täglich mit dem Auto abgeholt werden. Pfarrer Steiger verhinderte, dass die einheimischen katholischen Kinder an ihrem Unterricht teilnahmen, sodass sie nur die evangelischen Flüchtlingskinder unterrichtete. Im November 1945 wurde die Schule für alle eröffnet. Lehrer war für kurze Zeit Herr Mießlinger aus Greilsberg, dann kam Lehrer Berthold Appelt.

Zu Schulbeginn im September 1947 wurde Hermann Feifel an die Volksschule Hofkirchen versetzt. Das junge Paar bezog eine Lehrerwohnung im Schulgebäude. Feifel stellte sich beim Bürgermeister vor. Dieser lud den wohl recht mager aussehenden jungen Lehrer nach einem kurzen Gespräch  ein: „So, Hilfsschullehrer, jetzt geh´n ma in d´Wirtschaft!“

Die Schule war durch die Flüchtlingskinder „aufgebläht“. Dies änderte sich in den folgenden Jahren sehr schnell durch den Wegzug der Flüchtlingsfamilien in Städte, wo es Arbeit gab.

Die Flüchtlinge und Vertriebenen trafen sich häufig und gründeten bald einen Verein. Für die Vereinsfeier übten die Schüler einmal eine Theateraufführung im Rossmeiersaal ein.  Die Kinder sammelten hierfür Spenden, auch bei Pfarrer Steiger, der nicht umhin konnte, ein Scherflein beizutragen. Bei der Aufführung kam er hinzu und sang hinter den Kulissen für alle verständlich: „O du lieber Augustin, alles ist hin.“

Ernährungssicherung: Jedes Jahr im November haben die Bauern ein Schwein geschlachtet, wovon  Pfarrer und Lehrer je ein Stück abbekamen. Zur Haltbarmachung wurde Fleisch neben Räuchern und Eindosen auch gut verpackt in Erdhöhlen gelagert. Der Frost machte das Fleisch haltbar bis zum Frühjahr. Nun war der Winter 1947/48 sehr bald zu Ende und die Erde taute vorzeitig auf. Das vergrabene Fleisch musste vor dem Verderb durch umgehenden Verbrauch gerettet werden. Lehrer und Pfarrer profitierten davon und erhielten zusätzliche Fleischportionen.

Im Jahr 1949 gab es sehr viele Bucheckern, die fleißig gesammelt wurden. Bauer Rohrmeier hatte eine alte kleine Putzmühle, in der diese von Spreu und Laub gereinigt wurden. Für einen Sack Bucheckern konnte man  Öl eintauschen.

Anstelle von Eiern erhielten  Feifels von  Frau Kreszenz Töpfl aus Haimelkofen zwei  Hühner. Um sie unterzubringen baute Herr Feifel einen kleinen Stall am Schuppen an. Nun hatte das Ehepaar für einige Zeit Eier von den eigenen Hühnern, über deren Legetätigkeit Lilli genau Buch führte.

Die Milch und sonstige landw. Erzeugnisse wurden von dem Ehepaar auf dem Poschenhof eingekauft, der über den „Schulweg“ in ca. 20 Min. erreichbar war. Ein Plausch war hier immer willkommen. Herr Feifel half auch gerne mal bei der Arbeit mit, vor allem in den Ferien.

Einmal kamen die Feifels auf seltsame Weise zu einer Truthenne. Das kam so: Schuster Limmer hielt Truthennen, die er im Frühjahr aufzog. Diese waren empfindliche Tiere, die als Küken nicht nass werden durften. Als er eines Tages mit dem Motorrad und der Lehrersfrau Lilli Feifel auf dem Sozius nach Regensburg fuhr, kam ein unerwarteter Regenguss. Die Küken wurden nass und starben – bis auf eines. Dieses päppelte Lilli auf, es überlebte und im Schulhof erfreute von da an eine Truthenne die Kinder. Als sie schlachtreif war, kam das Problem: „Wie kriegen wir die Henne in die Pfanne“? Da kam Frau Kreszenz Töpfl, die „Dorfzeitung“, zu Hilfe. Sie wusste alles, konnte alles, brachte alles herbei, z. B. sogar das Futter für Pfarrers Hund. Sie hat sich überhaupt um alles im Pfarrhof gekümmert. Sie nahm kurzerhand Feifels  schwere Truthenne mit und brachte sie bratfertig zurück.

Was sich sonst noch so ereignete:

Für Pfarrer Steigers 60. Geburtstag wurde ein Geschenk überlegt. Man kam unter Mithilfe von Feifels Rat zu dem Entschluss, einen Polstersessel zu besorgen.

Getreide, das von Bauern gekauft oder auch mal geschenkt wurde, brachte Feifel in die Mühle nach Haimelkofen. Es ist ihm in Erinnerung, dass die Müllerin, aus irgendeinem Grund „Klostermüllerin“ genannt, dreimal in der Woche mit dem Landauer und ihren  Pferden durch das Dorf nach Laberweinting gefahren ist.

Hermann Feifel wurde nach nahezu 3 Jahren in Hofkirchen an die Mittelschule in Burglengenfeld versetzt, wo er 3 Jahre unterrichtete. Ab 1954 leitete er die Mittelschule in Buchloe bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1978. Er lebte bis zu seinem Tod am 6. August 2013 in seinem Haus in Buchloe, dessen Garten der Rosenliebhaber bis zum Schluss immer liebevoll gepflegt hat. Seine Frau Lilli ist bereits 1991 im Alter von 81 Jahren gestorben.

Die  Zeit  in Hofkirchen war für Hermann Feifel nur ein kurzer Lebensabschnitt. Trotzdem erinnerte er sich gern an diese Jahre und die Kontakte; jene mit der Familie Heil sind bis zuletzt geblieben. Die Lindenallee zum Poschenhof, bei deren Pflanzung er mitgeholfen hatte, erinnert noch an ihn.


erschienen unter: http://www.ostalbtrauer.de/Traueranzeige/Hermann-Feifel

130806

Hildegard Melcher-Heil