Hochwasser 2006


Hochwasser selbst gemacht

Wann kommt der Super-Gau?

Mit Staunen verfolgen wir die Überflutungskatastrophen dieser Tage in der Tageszeitung und am Fernseher und sorgen uns um die Not der betroffenen Menschen. Dabei ist die Gefahr des Hochwassers nicht nur eine "Fernseh-Katastrophe" sondern unmittelbare Realität vor den Haustüren von Haimelkofen, Hofkirchen und Osterham. Eine Flußbaumaßnahme aus vergangenen Tagen beeinflusst die Überflutung in den Ortskernen von Haimelkofen und Hofkirchen sehr stark.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Tagen mußten aufgrund der Hochwassergefahr in Haimelkofen Wohnungen gesichert werden. Die FFW Hofkirchen hatte nach der ersten Überflutung am vergangenen Wochenende die einzelnen Sandsäcke wieder eingesammelt, aber am Freitag, den 10. Febr. 2006 mußten die Säcke wieder vor Ort gebracht werden.

Wenn die Sandsäcke als Schutzwall aufgebaut sind, hilft nur noch abwarten und Tee trinken. Jeder Anwohner ist den Wassermassen fast schutzlos ausgeliefert.

Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung im Tal des Bayerbaches schmolz der Schnee an den sanften Hügeln und eine braune Brühe drängte in den "Bayerbach". Von der Gemeinde Bayerbach bis Laberweinting strömten beiderseits des Tales Rinnsale dem Bach "Bayerbach" entgegen und verwandelten den ansonsten ruhigen Bach zu einem flott fliesendem kleinen Fluß. Auf dem Weg nach Haimelkofen bewegte sich das Wasser relativ kontrolliert bis zum Mühlen-Schuß am Ortsanfang. Erst danach hat dass Wasser die Möglichkeit, sich waagrecht auszubreiten. Was im Klartext heißt, dass genau innerhalb der Orte die größte Überflutungsgefahr besteht. Welch ein Widerspruch in der Logik!

Besonders Haimelkofen ist mit dem Hochwasser an der sogn. alten Dorfstraße sehr gefährdet. Hier müssen einige Anwohner zittern, wenn der Pegel des Bayerbaches ansteigt.

Die FFW Hofkirchen bahnt sich mit Sandsäcken auf dem Frontlader einen Weg zum überfluteten Einsatzort, um gefährdete Gebäude zu sichern.

Sehr überraschend war diesmal die Zeitspanne. in der sich der Pegelstand erhöhte. So war zur Mittagszeit der Bach noch kontrolliert in seinem Bachbett, aber um 16 Uhr stellten die Wassermassen einen massive Bedrohung von Häusern und Gebäuden dar.

Die Markierungen an einem Betonsockel zeigen ganz deutlich, dass sich die Gefahr immer mehr zuspitzt. Das Jahrhundert-Hochwasser war am 10. Juli 1954, die nächste Marke stammt aus dem Jahr 1987. Und danach folgen die Notierungen der letzten Jahre. Unglückliche Umstände können schnell dazu führen, dass der Super-Gau des Jahres 1954 wieder eintritt.

Eine Schlüsselstelle scheint beim Hochwasserproblem allerdings der Landstrich zwischen Bruckhof und Haimelkofen zu sein. Am Nachmittag des 10. März 2006 war es so, dass sich die Wassermassen ab Bruckhof lange Zeit geordnete im Flußbett bewegten und sich das Wasser erst nach dem Mühlen-Schuß ausbreitete. Hauptgrund dafür ist eine Wasserbaumaßnahme aus vergangenen Tagen. 1870 wurde der urzeitliche Flußlauf verändert und für eine Mühle am Ortsanfang ein neuer künstlicher Triebwerkskanal geschaffen. Der Bachlauf ist entlang der Kreisstraße verlegt worden. Auf der einen Uferseite ist die Straße als hohe Böschung, auf der anderen Seite ist das Ufer der angrenzenden Wiesen stark erhöht, damit die Auen möglichst lange nicht überflutet werden. Ob dies nun die Wasserschutzbehörde angeordnet hat, oder einzelne Anlieger dafür gesorgt haben sei dahin gestellt. Tatsache ist, dass hier ausreichend Raum wäre, der als natürlicher Überflutungspuffer genutzt werden könnte. Dass die Thematik nicht neu ist zeigen Abhandlungen der letzten Jahre zu diesem Thema. Unter der Überschrift "Der Bayerbach - von der Quelle bis zur Mündung" behandelt im Internet Richard Stadler diese Hochwasser-Situation ebenfalls und stellt dabei fest, dass die Zahl der Überflutungen zunimmt, und dass sich der Pegel immer mehr an der Unglücksmarke von 1987 orientiert.


Interessanter Weise ist es so, dass am gesamten rechten Flußufer so angeböscht ist, dass die Wassermassen möglichst lange im Bachbett bleiben. Vermutlich geht es darum, dass einzelne Vogelarten geschützt werden müssen. Im ursprünglichen Bachtal wäre ausreichend Stauraum für Wasser vorhanden.


Auch hier ist rechts klar zu erkennen, dass die Flußufer deutlich erhöht sind, damit das Hochwasser möglichst lange in seinem Bett bleibt. Erst bei Höchststand fließt das Wasser ins tiefer gelegene Urtal.

060310

Paul Winderl