Bergmaier-Grotte


Seit 1915 erhaben über dem Bachlertal

Hoch über dem Bachlertal steht seit 1915 weithin sichtbar die Bergmaier-Grotte und trotzt Wind und Wetter. Unverändert in ihrer Bausubstanz ist die Grotte ein markantes Ziel für Spaziergänger, Pilger und Wanderer im Bachlertal.

Vier Straßen führen genau auf die Grotte hin und bilden eine Kreuzung. Auf einer grünen Raute in der Mitte des Straßennetzes haben Johann und Josefa Bergmaier die Grotte 1915 von Steinmetz Kainz aus Pfaffenberg erbauen lassen. Beim Baumaterial handelt es sich um eine Tropfsteinart, die vermutlich im Kelheimer Raum abgebaut wurde und früher für Grotten und Kapellen oft verwendet wurde. Zur Zeit der Erbauung führte der sogn. "alte Kirchweg" über diese Kreuzung von Asbach nach Hofkirchen, und die Erbauer hatten diese Stelle als Standort für die Marienfigur ausgewählt.

Den Anlaß für die Erbauung gab 1915 der 1. Weltkrieg. Die Söhne der Landwirte im Ort waren gleich 1914 an die Front abkommandiert worden. Die Familie Bergmaier bangte um den Sohn und Hoferben Johann, denn auf den umliegenden Höfen trafen der Reihe nach Unglücksbotschaften ein und meldeten die Bauernsöhne als gefallen. Kriegsteilnehmer Johann Bergmeier wurde nicht als "Gefallen" gemeldet, galt aber als "vermißt", da keine Briefe bei den Eltern eintrafen. So hatten die Eheleute Bergmaier große Sorge und errichteten eine Grotte auf der Anhöhe südöstlich von Hofkirchen. Vom Wetter geschützt wurde eine Marienfigur untergestellt, und davor eine Ruhebank aufgestellt, - genauso wie man es noch heute vorfindet. Vor allem Vater Johann Bergmaier bat um die Unterstützung der Gottesmutter und er scheute weder Kosten noch Mühe um auf seinem Acker eine Anbetung zu errichten, damit er um die Rückkehr seinen Sohnes beten kann. Im Jahr 1915 erreichte die Familie Bergmaier die Nachricht, dass ihr Sohn Johann in französischer Gefangenschaft sei.

"Laber-Bote" vom 3. Juni 1915
Hofkirchen, 28. Mai 1915 - wie der Söldnerssohn Johann Bergmaier im 7. Reserve-Infanterieregiment seinen Angehörigen mitteilt, geriet er in französische Kriegsgefangenschaft und befindet sich auf der Insel Belle Ile en Mer, südlich der Bretagne, zum Department Morbihan gehörend. Er bittet um Zusendung von Wäsche.        "WN"

Ein Jahr nach der Fertigstellung der Grotte, 1916 verstarb der Erbauer und er konnte seinen Sohn nicht mehr in die Arme nehmen. Der junge Landwirt kam 1920 unbeschadet aus Frankreich zurück und übernahm den Bergmaier-Hof in der Ortsmitte von Hofkirchen. Der Heimkehrer musste miterleben, wie 1939 die Marienfigur von übermütigen Hochzeitsdraufgehern beschädigt wurde. Aber nach einer Restaurierung kam die betende Maria wieder auf ihren Stammplatz. Nach einem arbeitsreichen Leben wurde der Kriegsteilnehmer Johann Bergmaier 1974 auf dem Friedhof von Hofkirchen zur letzten Ruhe gebettet.

Bis in unsere Tage wird die Madonna in den Hofkirchener Fluren von der Familie Bergmaier in Ehren gehalten. Die Marienfigur mit dem Rosenkranz um den Arm wurde restauriert. Davor steht stets ein Blumenschmuck, den die Besucher mit Wasser versorgen. Die Grotte wird gekrönt von einem geschmiedeten Tatzenkreuz, das als Fadenkreuz gearbeitet ist und im Kreuzungspunkt von Stipes und Patibulum in einem Ring filigrane Elemente eines keltischen Kreuzes zeigt. Die Kreuzenden tragen je einen goldenen Knauf. Viele Spaziergänger nehmen sich die Bergmaier Grotte als Ziel, um dort zu verweilen oder um ein Gebet an die Muttergottes zu richten. So ganz nebenbei kann der Wanderer einen großen Ausblick genießen, den von dieser Erhebung hat man einen wunderbaren Überblick über Hofkirchen und Osterham. In nächster Nähe entdeckt man im Labertal die Orte Mallersdorf-Pfaffenberg, Grafentraubach und Laberweinting. Und bei guter Sicht sind die Umrisse des Bayerischen Waldes im Hintergrund zu erkennen. In den letzten Jahrzehnten hat die Grotte eine neue Wertschätzung erfahren, denn die Pfarrgemeinde Hofkirchen feiert zu Ehren der Gottesmutter Maria in der freien Natur Maiandachten vor Ort. (Maiandacht bei der Bergmaier Grotte )


Tafelinschrift: "Errichtet von Johann und Josefa Bergmaier 1915"

Anmerkung:

Dieser Artikel wurde am 11. August 2005 erstmals verfasst. Und auf unterschiedliche Weise in Druckmedien oder Online wiedergegeben. Dieser Text wurde am 1. Mai 2015 wegen neuer Erkenntnisse der Fam. Bergmaier überarbeitet. Im Besonderen gilt dies für den nachfolgenden Text, der ursprünglich 2005 verwendet wurde: "Ein Jahr nach der Fertigstellung, 1916 verstarb der Erbauer und die Last der Ungewissheit wurde nicht von seinen Schultern genommen, den er hatte nie wieder von seinem Sohn gehört. Doch schon bald nach seinem Tod traf die Nachricht ein, dass Sohn Johann 1914 in Gefangenschaft geriet und lebt."

Bei Nachforschungen der Fam. Bergmaier wurde im "Laber-Bote" vom 3. Juni 1915 folgende Veröffentlichung entdeckt:
Hofkirchen, 28. Mai 1915 - wie der Söldnerssohn Johann Bergmaier im 7. Reserve-Infanterieregiment seinen Angehörigen mitteilt, geriet er in französische Kriegsgefangenschaft und befindet sich auf der Insel
Belle Ile en Mer, südlich der Bretagne, zum Department Morbihan gehörend. Er bittet um Zusendung von Wäsche.        "WN"

Da der Vater des Kriegsteilnehmers am 14. Dez. 1916 verstorben ist, muss davon ausgegangen werden, dass er die Nachricht von der Gefangenschaft seines Sohnes erhalten hat und fortan für eine glückliche Heimkehr gebetet hat.

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